Naef persönlich: Energiewende in der Schweiz. Ehrgeizig oder utopisch?


❓Herr Näf, die Energiestrategie 2050 des Bundes hat ehrgeizige Ziele: Der Energieverbrauch soll sinken, der Elektrizitätsverbrauch nicht mehr steigen. Gleichzeitig muss der Anteil an fossiler Energie reduziert und der Strom aus Kernkraftwerken schrittweise ersetzt werden. Wie beurteilen Sie als Geschäftsführer eines KMU diese Ziele?

💡Ramon Näf: Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll diese Ziele zu verfolgen und entsprechend auf erneuerbare Energien zu setzen. Ich frage mich aber ernsthaft: Wer soll das alles umsetzen?

Wir haben aktuell einen akuten Personalmangel im Handwerk. Seit drei Jahren haben wir jährlich mehr Studierte in diesem Land als Personen mit einer abgeschlossenen, klassischen Grundausbildung. Es fehlt also an den Leuten, die sich um die effektive Umsetzung kümmern. Wir brauchen auch zukünftig gute Praktiker. Von wo kommt wohl der Optimismus, dass es davon in Zukunft wieder mehr geben soll? In meinen Augen wird dies der entscheidende Faktor sein. Allein gute Ideen reichen nicht aus. Wenn die Büros immer voller und die Baustellen immer leerer werden, was das Personal betrifft, kann dieses Ziel garantiert nicht erreicht werden. Die Attraktivität für handwerkliche Ausbildungen muss dringend gesteigert werden. Genau jetzt müssen die Ausbildungen im handwerklichen Bereich forciert werden, um für die kommenden Jahre und bis 2050 genügend fähiges Personal für die Erreichung dieser Ziele zu haben.

Die Politik und die Verbände sind dringend gefordert, nicht nur blindlings Strategien zu entwickeln, sondern auch dafür zu sorgen, dass es genügend Handwerker und eben nicht noch mehr Studierte in diesem Land gibt. Die schulischen Anforderungen für gewisse Lehrberufe wurden in den vergangenen Jahren ständig hochgeschraubt, was gleichzeitig zu einer Verschärfung der Lage führt. Es braucht tiefe Eintrittshürden und gute Löhne, um diese Berufe attraktiv zu halten. Letzteres hat sich im Handwerk, in den letzten Jahren zum Glück bereits massiv verbessert

Aktuell kommt noch ein weiterer Aspekt erschwerend hinzu. Auch die Haustechnikbranche hat momentan mit massiven Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Wenn man zum Beispiel heute eine Wärmepumpe bestellt, kann man sich glücklich schätzen, wenn diese in einem halben Jahr eingebaut ist.

Wir bei der Naef GROUP werden nicht warten, bis die Politik und die Verbände in ihren langsamen Mühlen etwas geändert haben. Hierzu dürfen wir demnächst Neuigkeiten dazu verkünden, was wir als Unternehmen diesbezüglich im Hintergrund am Planen sind. Es braucht unbedingt mehr Handwerker, jetzt und vor allem für die Zukunft, sonst können wir noch lange von der Umsetzung von Energiestrategien träumen.