Herr Näf, in den letzten Monaten haben einige Sektoren regelrechte Preisexplosionen erlebt. Gewisse Güter kosten im Extremfall ein Vielfaches gegenüber der Vorjahresperiode. Sie haben bei der Naef GROUP 2022 die Preise nicht erhöht. Wieso?
Mit unserer vorausschauenden Philosophie, weil unser Betrieb wirtschaftlich gesund ist und weil in unserem Sektor die Nachfrage gross geblieben ist, konnten wir über die letzten Jahre unser Lager stetig füllen. Im März 2020, als die Pandemie losging, ahnten wir, dass die Lieferketten unter Druck geraten würden. Deshalb haben wir jeweils deutlich grössere Mengen bestellt, wie vorher. Aufgrund von so erzielten Mengenrabatten konnten wir bei unseren Lieferanten zu sehr guten Konditionen einkaufen. Glücklicherweise haben wir dann per Frühling 2021 nach mehrjähriger Vorbereitung auch unsere Lagerkapazitäten verdoppeln können.
Sie sind von diversen Zulieferern und der Gesamtwirtschaft abhängig. Auch Sie bezahlen inzwischen mehr für viele Güter. War eine Preiserhöhung nie ein Thema?
«Just in time» ist schon länger nicht mehr möglich bei unseren Materialien, die wir täglich brauchen. Wir mussten schon immer vorausschauend Planen. Durch unsere Einkaufsstrategie in den letzten Jahren und aufgrund guter Lagerbestände, konnten wir die Preiserhöhungen bisher selbst stemmen. In den letzten Monaten sind die Preise aber bei allen Positionen noch einmal um zwischen 10 – 30 % erhöht worden. Trotz diesem Umstand werden wir alles daransetzen, die Preise für unsere Kunden nicht zu erhöhen. Wir können uns zum Glück kurzfristig etwas tiefere Margen leisten.
Ab wann ist es für Sie unausweichlich Preiserhöhungen einzuführen? Erwarten Sie eine weitere Verschärfung der Situation?
Sollte sich die ganze Situation noch mehr zuspitzen und länger andauern, müssen wir auch Preisanpassungen in Erwägung ziehen. Aber erst, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Die Situation ist bereits sehr delikat. Die Lieferfristen sind teils bei 6 Monaten und mehr. Hätten wir die Lager nicht so gut gefüllt, dass die Materialien für 12 Monate reichen, würde ich nicht mehr gut schlafen. Ich bin dankbar, dass wir so gesund aufgestellt sind und über genügend liquide Mittel verfügen, um so die Ausführungen bei unseren Kunden sicherzustellen. Wir werden alles daransetzten, um Preiserhöhungen für unsere Kunden zu vermeiden.
